Spielbericht 1. Runde Sachsenliga 2025/26
Zwickauer SC – TuS Coswig 5,5 : 2,5
Zum Start in die neue Saison der Sachsenliga empfingen wir vom Zwickauer Schachclub am Sonntag unsere Gäste vom TuS Coswig. Für uns war es das erste Spiel in der neuen Liga nach dem Aufstieg, und im Gegensatz zu unserer Aufstiegssaison haben wir uns in diesem Jahr darauf eingestellt, dass wir eher die hinteren Ränge von uns fernhalten.
Coswig mit seinen traditionell sehr starken ersten fünf Brettern war natürlich der Favorit, und wir hatten unsere Erwartungen im Vorfeld nüchtern gehalten. Allerdings mussten unsere Gäste kurzfristig das sechste Brett freilassen und auf den hinteren Brettern Ersatzspieler aufbieten, während wir in unserer Stammbesetzung antreten konnten.
Neuer Spitzenmann in Zwickau
Besonders erfreulich war die Premiere unseres neuen Spitzenbretts: Krzysztof, der bereits seit über einem Jahr in Zwickau lebt, hat sich nun unserem Verein angeschlossen. Unser polnischer Spieler hatte sich bereits einen Namen gemacht für seine zähe und konsistente Spielweise und verstärkt uns fortan am 1. Brett.
Unsere Aufstellung – und Stammbesetzung:
- Krzysztof
- Markus (euer Autor)
- Bernd
- Kevin
- Migu
- Frank
- Kai
- Schöni
Der Kampfverlauf
Schon die Eröffnungsphase zeigte spannende Verläufe. Während einige Partien zunächst unspektakulär wirkten, brachte Kevin früh Farbe ins Spiel. Migu kam mit Schwarz zu einer angenehmen Stellung, während Krzysztof durch ein Missverständnis in der Vorbereitung in Schwierigkeiten geriet: In Polen haben Heimspieler am ersten Brett die weißen Steine – er hatte sich also auf Weiß vorbereitet, bekam aber Schwarz und musste eine Variante spielen, die ihm weniger vertraut war.
Die ersten Entscheidungen ließen nicht lange auf sich warten. Frank glänzte mit seiner puren Anwesenheit, um nach einer Stunde den ersten Punkt einzufahren. Kurz darauf überraschte Kai mit einem schnellen Sieg: Seine Gegnerin jagte optimistisch ihre Schwerfiguren auf Kais König. Doch statt einen gefährlichen Angriff loszutreten, ließ sie ihre Schwerfiguren eher an der Königsseite übereinander stolpern. Irgendwann fehlten ihr die Felder für ihre Dame – und mitsamt ihrer Dame ging auch ihre Partie verloren. Damit stand es 2:0.
Doch Coswig schlug zurück. Migu forcierte seine an sich vorteilhafte Stellung, opferte Material und warf alles gegen den gegnerischen König. Die Komplikationen waren messerscharf, aber sein Gegner verteidigte sich präzise. Am Ende fehlte Migu nur ein Tempo zum Sieg – die Partie ging verloren. 2:1.
Migu im MMA-Schach
Normalerweise zeige ich natürlich nicht gerne Siege unserer Gegner, aber in diesem Fall sehen wir uns einer wirklich spannenden Partie gegenüber. Migu hat zwar eine Dame mehr, aber sein Gegner hat einen kompletten Figurensatz dafür. Mit einem konsolidierten König wäre die Partie bereits zu Gunsten des Weißen vorbei, aber in dieser Stellung ist die Hölle los. Schwarz droht Dc3+ … und Weiß fand nach einigem Nachdenken den einzigen (!) Zug:
27. Sb3!!
Die Dame ist gefangen, der Bauer läuft …
27. … cxb3 28. d7!! Lxd7 29. Ta1 b2 30. Txa3 bxa3 31. Lc4 Le6 32. Lxe6 fxe6 33. Kc3
Und Weiß kommt gerade rechtzeitig, um die Bauern an der Damenseite aufzuhalten. Migu gibt auf. Das ist sehr schade für Migu, aber sein Gegner hat diese finale Abwicklung sehr genau gefunden und es war eine wirklich spannende Partie!
Der Sturm legt sich … zunächst
Nun folgte eine Phase des Abwartens. Schöni nutzte am achten Brett die Schwäche des gegnerischen a-Bauern und gewann diesen, übersah dabei aber eine taktische Möglichkeit zum Figurengewinn. Er behielt dennoch eine aussichtsreiche Stellung. Kevin stand zu diesem Zeitpunkt ebenfalls ordentlich und hatte Chancen. Ich selbst genoss eine komfortable Position, während bei Bernd noch vieles offen war. Krzysztof kämpfte derweil zäh ums Überleben.
Es verging vielleicht eine Stunde. Dann bot mir mein Gegner plötzlich Remis an. Als ich zu diesem Zeitpunkt wieder durch die Reihen ging, konnte ich mir auch vorstellen, warum: Krzysztof stand weiter unter Druck, Bernds Gegner hatte zumindest keinerlei Risiko und etwas Druck, Kevin hatte inzwischen zwei Bauern weniger und seine Stellung war völlig verloren … Und Schöni wirkte bei der Realisierung seines Vorteils, als wolle er den eckigen Bauklotz durch das runde Loch pressen. Mit einer gewissen Ernüchterung spielte ich weiter, weil ich nicht wusste, woher wir sonst noch irgendwelche Punkte kriegen sollten, wenn nicht durch ein Wunder.
Und dann kam die Zeitkontrolle – und plötzlich drehte sich alles Schlag auf Schlag. Schöni schaffte es nach langen, intensiven Anstrengungen endlich, den Würfel durch das runde Loch zu pressen und seine Partie zum Sieg zu führen. Kevin profitierte von der viel zu passiven Spielweise seines Gegners und drehte die Partie, bis dieser frustriert aufgab. Kurze Zeit später gelang Krzysztof das Kunststück, seine beiden Springer so aktiv ins Spiel zu bringen, dass er ein Dauerschach erzwang. Mit diesen Ergebnissen war der Mannschaftssieg bereits gesichert.
Vorher – Nachher
Einmal mehr machen wir ein Vorher-Nachher-Special. Unser erster Gast ist sicher für die wenigsten eine Überraschung:
KEVIN
Kevin nach 38 Zügen
Mit viel Engagement hat sich Kevin diese Stellung erkämpft. Wer die Zwickau-Regel kennt, der weiß, dass Weiß hier seine Bauern einfach nur geopfert hat, um mehr Platz für seine Figuren zu haben… darum überrascht es wenig, dass …
… das hier das Endergebnis war.
KRZSYSZTOF
Krzysztof nach 36 Zügen
Weiter kann der Weiße die Springer im Grunde nicht zurücktreiben. 2 aktive Läufer, ein Mehrbauer, fragile Bauern für Schwarz an der Königsseite … wie kommt man bitte von hier …
… nach hier?! Die Springer wurden auf Kosten zweier Bauern enorm aktiv und erzwingen jetzt ein Dauerschach mit Tb2+ und Tb1+. Der König kann nicht mehr nach vorne entkommen.
Da war es fast schon irrelevant, dass ich mir in der Zwischenzeit eine Gewinnstellung erarbeitet hatte. Angesichts des verlorenen Mannschaftskampfs hatte mein Gegner auch kein großes Interesse mehr, noch Zeit daran zu verschwenden und gab zum 5,5 : 1,5 auf. Lediglich Bernd konnte in beidseitiger hochgradiger Zeitnot seine Stellung nicht mehr halten und musste unseren Gegnern noch einen ganzen Punkt überlassen.
Damit lautete der Endstand 5,5 : 2,5 – ein völlig unerwarteter Sieg gegen einen sehr starken Verein.
Ein gelungener Auftakt
Wir erwischten einen Auftakt nach Maß. Der überraschende Erfolg zeigt, dass wir auch in der Sachsenliga konkurrenzfähig sind und selbst starke Gegner ins Wanken bringen können. Besonders hervorzuheben sind die Siege von Kai und Kevin, vor allem aber die gelungene Feuertaufe Krzysztofs gegen einen sehr starken Gegner an Brett 1. Wenn alles gut geht, treffen wir Coswig in künftigen Saisons hoffentlich wieder. Bis dahin nehmen wir jeden Punkt für den Klassenerhalt mit.