Clara-Wieck-Open 2025 – Premiere im Planitzer Schloss
Am Freitag startete die erste Auflage unseres Clara-Wieck-Open im Planitzer Schloss – dem heutigen Clara-Wieck-Gymnasium. Der Tag der Deutschen Einheit bot den perfekten Rahmen für diese Premiere. Zwei Deutschland-Flaggen schmückten das Spiellokal, 41 Spieler gingen an den Start. Den symbolischen ersten Zug führte Schuldirektor Dr. Flemming aus, der uns diesen schönen Spielort überhaupt erst ermöglicht hatte. Nach einer kurzen Begrüßung ging es dann pünktlich - oder zumindest fast pünktlich - um 10:10 Uhr los... ein kleiner organisatorischer Erfolg gleich zum Auftakt, wenn man bedenkt, dass die meisten anderen Turniere erst einmal mit einer Dreiviertelstunde Gelaber aufwarten.
Von Beginn an war klar: Dieses Turnier hat gefehlt. Ein regionales Event mitten in Zwickau, offen, freundlich, mit Herzblut organisiert. Viele Spieler kamen aus unserem näheren Umfeld, doch einige Teilnehmer reisten sogar über 200 Kilometer an, nur um im Planitzer Schloss die Figuren zu bewegen. Und anders als bei vielen größeren Turnieren standen bei uns keine Titelträger auf der Matte, die nur wegen des Preisgelds kommen – hier ging es um ehrliches Vereinsschach, um Leidenschaft und um den Spaß am Spiel -- und die Partien sollten nicht enttäuschen.
Ein Blick in unseren Spielsaal an einem sonnigen Freitagmorgen.
Erste Spannung in Runde 2 und 3
Die erste Runde verlief mit Ausnahme eines Remis wie erwartet: Die höher gesetzten Spieler holten den vollen Punkt. In der zweiten Runde wurde es schon deutlich umkämpfter. Einige remisierten recht schnell, andere kämpften um jedes Tempo, und die ersten kleineren Überraschungen tauchten auf. Nach drei Runden kristallisierten sich drei Favoriten heraus: Edwin Fischer, Jonas Dünzel und unser Vereinskamerad Krzysztof Pulik. Doch dahinter lauerte eine ganze Reihe starker Spieler, die noch lange nicht aufgegeben hatten. Darunter waren Jan-Niklas Phenn, Sascha Knabe (beide Schachfreunde aus Reichenbach) und auch Roland Baumann von unserem Zwickauer SC.
Runde 4 – Die Spitze formiert sich
In der vierten Runde zeigte Krzysztof, warum er in dieser Form kaum zu stoppen war. Mit einer blitzsauberen Schwarzpartie aus einer Isolanistellung heraus fegte er seinen Gegner, Jan-Niklas, vom Brett. Auch Edwin gewann seine Partie gegen Jonas und blieb Krzystof dicht auf den Fersen. Für Jonas bedeutete dies das Ausscheiden aus dem Kampf um die Spitzenränge. Dafür waren jetzt ganz andere Spieler mit von der Partie: Roland und Sascha standen nach ihren Siegen bei 3,5 Punkten.
Jan-Niklas griff hier die Dame an und hielt den Bauern auf h3 für Tabu, weil Lg4 einen Doppelangriff inszenieren und den Turm auf c8 gewinnen würde. Krzysztof nahm den Bauern trotzdem eiskalt. Später gestand er mir, dass er den Doppelangriff gar nicht gesehen hatte. Nur spielt sich diese Stellung trotz Qualität weniger eben von alleine ...
Und das kam dabei heraus ... Jan-Niklas wehrte sich noch weiter, allein schon, weil er die Zeitkontrolle schaffen musste -- aber der Sieg für Krzysztof stand hier nie mehr in Frage.
Damit war die Bühne bereitet: In der letzten Runde kam es am Spitzenbrett zum großen Showdown zwischen Krzysztof und Edwin. Direkt daneben spielten Roland und Sascha um den letzten Platz auf dem Podest – beide mit 3,5 Punkten und entsprechend motiviert.
Finale Runde 5 – Spannung bis zum Schluss
Man konnte die Anspannung im Saal förmlich greifen. Krzysztof wählte einen ruhigen, kontrollierten Aufbau, die Damen waren früh vom Brett. Edwin versuchte, Druck aufzubauen, doch Krzysztof blieb konzentriert, und Edwin scheute die kritischen Abspiele zu sehr, um ernsthaft eine Chance auf Vorteil zu erhalten. Nach langem Kampf endete die Partie Remis – genug, um Krzysztof dank besserer Feinwertung den Turniersieg zu sichern.
Dieser kleine Scherz lässt die Partie in einem Remis enden. Edwin hatte anfangs ein wenig Druck, den er aber nicht ausbaute. Danach hielt Krzysztof die Partie absolut sauber zu dem Remis zusammen, das er für den Turniersieg benötigte. Edwin versuchte alles und verdient dafür auch jedes Lob, aber Krzysztofs unglaubliche Nervenstärke ließ Edwin keine Chance auf einen Sieg.
Am Nebentisch ging es da deutlich wilder zu. Roland und Sascha eröffneten mit einem eher unscheinbaren Damenbauernspiel, doch plötzlich standen beide in der Mitte verbliebenen Könige im Feuer. Die Lage entschärfte sich durch einen Damentausch, doch dadurch entstand ein Endspiel, das Sascha mit Läufer gegen Springer und einem entfernten Freibauern schließlich gewinnen konnte. Damit sicherte Sascha sich verdient Platz zwei, während Edwin durch sein Remis Dritter wurde. Nur ein halber Buchholzpunkt trennte ihn von Jan-Niklas auf Platz 4.
Nachwuchs überzeugt
Besonders gefreut haben wir uns über die Leistungen der jüngeren Teilnehmer. In diesem Jahr gab es gleich zwei Jugendpreise – einen für die U14 und einen für die U18. Beide holte sich der junge Li Joshua, der mit vier Punkten zudem einen hervorragenden fünften Platz in der Gesamtwertung belegte. Eine tolle Leistung, die zeigt, dass sich unser sächsischer Nachwuchs wirklich sehen lassen kann.
Organisation und Atmosphäre
Aus organisatorischer Sicht lief alles wie am Schnürchen. Die Bretter und Uhren standen pünktlich bereit, die Runden starteten ohne Hektik, und nur drei Minuten nach der letzten Partie hing die nächste Auslosung schon aus. Besser lässt es sich kaum machen. Das Zusammenspiel zwischen Schiedsrichtern und Turnierleitung klappte perfekt, das Catering war top und die Stimmung ausgesprochen angenehm.
Ein verdienter Sieger
Ganz besonders freut uns natürlich, dass Krzysztof das Turnier gewonnen hat. Er kam aus Polen hierher nach Zwickau, hat in unserem Verein schnell Anschluss gefunden und nun eindrucksvoll gezeigt, welches Potenzial in ihm steckt. Ein verdienter Sieg, ein sympathischer Gewinner – und ein großartiger Abschluss für die erste Ausgabe unseres Clara-Wieck-Opens.
Krzysztof erhält den ersten Preis.
Aus den Augen des Veranstalters ...
Für uns alle war es die erste Turnierorganisation, und für Lucas und mich war es auch der erste Schiedsrichtereinsatz. Dafür lief alles sehr gut. Ein großes Dankeschön geht an unsere Spieler, die sich alle sehr fair und engagiert zeigten. Ein herzlicher Dank geht an das Rosenheim in Cainsdorf, ohne das wir die so gute Verpflegung vor Ort nie hätten bereitstellen können.
Die Rückmeldungen der Teilnehmer waren durchweg positiv – und trotzdem wissen wir, dass wir nächstes Jahr noch eine Schippe drauflegen können. Und das werden wir.
PS: Die Grenzen der Technik
Leider ist unsere Webseite so modern, dass ich keine Videos zu Youtube einbinden kann. Wer gerne ein paar Impressionen von unserer Spielstätte und der Siegerehrung mitnehmen möchte, der kann aber gerne diesen Links zu meinen Youtube-Videos folgen:
Rundgang CWO
https://youtu.be/W1H96LBU0To
Rundgang Turniersaal
https://youtu.be/2PhAh-qlBMc
Siegerehrung von Krzysztof
https://youtu.be/AJHprgGDlTc
Links zu den Turnierergebnissen
https://www.chessmanager.com/de-de/tournaments/5182960411344896
https://s3.chess-results.com/tnr1152667.aspx?lan=1&art=1&turdet=YES&flag=30&SNode=S0
(mb)