Was soll man sagen? Wir wussten, dass es irgendwann einmal auch schlecht laufen könnte.
Am vergangenen Wochenende traten wir auswärts bei Turm Leipzig an. Wie schon beim letzten Auswärtsspiel fehlte erneut Frank, für den wieder unser Mannschaftsleiter Stefan ans achte Brett nachrückte. Unsere Aufstellung lautete damit: Krzysztof an Brett 1, ich selbst (Markus) an Brett 2, Bernd, Kevin, Migu, Kai, Schöni und Stefan.
Die Startphase
Der Mannschaftskampf begann zunächst durchaus vielversprechend. Unsere Schwarzbretter kamen insgesamt problemlos aus der Eröffnung, ohne früh unter Druck zu geraten. Auch an den Weißbrettern sah es größtenteils ordentlich aus: Migu erhielt eine Stellung, die ihm klar lag, und Schöni spielte an Brett 7 eine Variante, die er gut kannte und sicher behandelte. Bei Krzysztof und Bernd war die Lage nach der Eröffnung noch unklar, aber nichts deutete zu diesem Zeitpunkt auf größere Schwierigkeiten hin.
Frühzeitig erreichte Stefan mit der ereignislosesten Eröffnung der Schachgeschichte eine ausgeglichene Stellung und einigte sich relativ schnell mit seinem Gegner auf ein Unentschieden – zu diesem Zeitpunkt ein Ergebnis, das gut ins Gesamtbild passte.
Kurz darauf schien der Kampf sogar klar in unsere Richtung zu kippen. Migu gewann an Brett 5 durch eine schöne taktische Wendung einen Bauern. Zwar bekam sein Gegner dafür etwas Aktivität, doch die Stellung wirkte verheißungsvoll. Noch deutlicher wurde es an Brett 6: Kai manövrierte mit Schwarz sehr trickreich auf einen Damenfang hin. Die gegnerische Dame griff auf a7 einen Bauern, wurde dort eingesperrt und konnte nicht mehr entkommen. Obwohl die Stellung nur so nach Gefahr schrie, übersah sein Gegner Kais trickreiche Idee, einfach einzügig die Dame zu fangen – und stand plötzlich mit einem ganzen Turm weniger da. Kai verwertete den Vorteil souverän. Auch Migu konnte seine Stellung konsolidieren, später einen zweiten Bauern gewinnen und seine Partie recht zügig für sich entscheiden. Zwischenzeitlich lagen wir damit zwei Punkte vorn.
Kevin stand zu diesem Zeitpunkt ebenfalls gut. Nur Krzysztofs Partie an Brett 1 blieb schwierig zu bewerten, Bernds Stellung wirkte aus der Ferne stets etwas wackelig, und an meinem eigenen Brett begann mein Gegner langsam Wege zu finden, um Druck aufzubauen. Dennoch sah es insgesamt nach einem guten Tag aus, zumal Schöni an Brett 7 weiterhin sehr ordentlich stand.
Der Umschwung
Dann jedoch kippte der Mannschaftskampf innerhalb kürzester Zeit. Bernd unterlief ein grober Fehler, der ihn eine ganze Qualität ohne jede Kompensation kostete. Die Stellung war sofort verloren, und er gab unmittelbar auf. Kurz darauf geriet auch Krzysztof immer tiefer in Schwierigkeiten. Seine Stellung wirkte zunehmend so, als wolle er das Brett schon für die nächste Partie aufbauen: Der Turm wanderte nach h1 zurück, der Springer nach g1 – und der König war bereit, wieder zur Mitte zurückzulaufen. Wenig später verlor er damit in letzter Konsequenz seine Dame und musste die Partie ebenfalls aufgeben.
Fast zeitgleich entschied sich auch meine eigene Partie negativ. Mein Gegner wird mir zustimmen, dass wir beide im Mittelspiel sehr viel übersahen; nur habe ich die Stellung noch deutlich schlimmer malträtiert. Er konnte meine Figuren mit viel Druck in der Mitte binden und gleichzeitig einen starken Königsangriff aufbauen. Nach einer zugegebenermaßen recht schönen Kombination meines Gegenübers war dann der Sack gefroren. Plötzlich lagen wir einen Punkt hinten.
Die letzte Hoffnung
Damit ruhten alle Hoffnungen auf Kevin und Schöni. Kevin konnte liefern: Sein Gegner übersah eine klassische Endspiel-Taktik aus dem Lehrbuch, wodurch Kevin einen Mehrbauern gewann und eine nicht mehr zu haltende Gewinnstellung erreichte. Er verwertete diese ohne größere Schwierigkeiten und stellte den Mannschaftskampf noch einmal auf Ausgleich.
Die letzte laufende Partie war damit die von Schöni an Brett 7. Ausgerechnet er hatte zwischenzeitlich eine klar gewonnene Stellung, verdarb diese jedoch Zug um Zug, ließ seinem Gegner immer mehr Gegenspiel und stellte nach und nach das vorhandene Mehrmaterial ein. Zwischenzeitlich hatte sein Gegner sogar die Möglichkeit auf Dauerschach, entschied sich jedoch, auf Gewinn zu spielen. Die Partie schwankte mehrfach hin und her, Chancen waren weiterhin da – doch am Ende gelang es Schöni nicht einmal mehr, das Remis zu halten. Er verlor die Partie, und damit ging auch der Mannschaftskampf mit 3,5 : 4,5 verloren.
Fazit
Die Niederlage war denkbar knapp und deshalb besonders bitter – vor allem, weil wir unterwegs so viele Chancen liegen gelassen hatten. Gleichzeitig muss man aber auch anerkennen, dass sie wohl verdient war: Zu viele Fehler auf einmal an zu vielen Brettern lassen sich nicht wegdiskutieren. Schöni brachte es nach dem Kampf treffend auf den Punkt: Mit vier Niederlagen kann man keinen Mannschaftskampf gewinnen. Dieser Einsicht konnten wir am Ende alle nur bedächtig nickend zustimmen.
Highlights

Brett 5: Rivera Boris – Czeisz
Bis hierhin hatte Migus Gegner sich noch mehr oder weniger gut gewehrt, aber er fand nicht die richtigen Momente, um wirklich auszugleichen. An dieser Stelle ist die Dame überlastet, weil sie sowohl den Vorstoß nach e6, als auch den Turm auf d4 decken muss. Migu spielte hier einfach 30. e6 und alle Messen waren gelesen, wenn er sich auch noch ein paar Züge lange wehrte. Das war Nach Kais Sieg unser zweiter früher Punkt.

Brett 3: Hiemer - Otto
Bernd hatte in seinem letzten Zug sehr unglücklich den Springer nach e4 gezogen. Wenn er zuerst noch den a-Turm ins Spiel bringt, kann nicht viel anbrennen. Sein Gegner war genau in diesem Moment aber voll auf der Höhe.
In der Partie geschah nach 27. Se4?? das starke 27. ... Sh4!! 28. De2 Sf3+ und die Fesselung auf der f-Linie schlägt voll durch. Dxf3 Txe5 ... und so schnell ist die Partie aus ...

Brett 2: Große - Bindig
Schwarz hatte zuletzt 34. ... Dg5 gespielt, aber an der Stelle war eine gute Verteidigung schon kaum mehr zu finden. Dg5 richtete sich gegen die weiße Drohung Dg4 ... aber hier folgte ein vernichtender Einschlag: 35. Sxe5!! und ich kann nicht zurücknehmen, weil dxe5 Txe5 auf f7 Matt droht und ich keine Möglichkeit habe, das Matt zu verhindern. Nach der Partiefortsetzung 35. ... De7 36. Sc6 war der weiße Sieg letztlich auch nur noch eine einfache Technikfrage. Diese schöne Kombination bracht uns zwischenzeitlich in Rückstand.

Brett 4: Hermann - Dannhäuser
Endspieltaktikbücher auf ihr alle! Hier seht ihr, dass das Zeug, was ihr so lest, tatsächlich vorkommt. 35. ... Lxb2 gewinnt einfach den Bauern, weil sich 36. Sxb2 a3 verbietet. Der Bauer läuft einfach durch. Ganz so einfach ließ sich Kevins Gegner nicht schlagen, aber der a-Bauer war Ablenkung genug, damit die gesamte Königsseite fiel. Damit stand es 3,5 : 3,5.

Brett 7: Schönbeck - Krauße
Das hier war die letzte entscheidende Situation in dieser Partie. Schwarz hatte gerade den Bauern nach d4 gespielt und Weiß eine ekelhafte Falle gestellt. Wenn Weiß hier der Verlockung ausweicht und den Damentausch mit 58. Dc6 nicht zulässt, gibt ihm der starke b-Bauer wahrscheinlich genug Gegenspiel. Schöni sah die interessante Idee, dass nach Txf6 das Zurückschlagen auf f6 verliert. Er sah auch, dass Schwarz eine starke Widerlegung hatte ... nur ließ er sich mangels Zeit eben darauf ein: 58. Txf6 Dd5+! 59. Tf3 Dxd7 und damit hatte uns Leipzig besiegt.
Die Sachsenliga wird wohl für alle Mannschaften noch sehr spannend bleiben – auch für uns. Freuen wir uns drauf!
Und auch in den Bezirksklassen lief die letzte Runde für dieses Jahr
Dabei stand für unsere 2.Mannschaft in der 1.Bezirksklasse das Gastspiel bei der Vierten von König Plauen an. Durch unser letztes missratenes Gastspiel bei der Fünften in Plauen waren wir gewarnt. Leider mussten wir jedoch erneut mit drei ("barenstarken") Ersatzleuten antreten, aber auch Plauen brachte zwei Ersatzleute an die Bretter. Der Spieltag begann nicht optimal, da eine kurzfristige Änderung des Spiellokals etwas für Verzögerung sorgte. Doch dadurch ließen wir uns nicht beirren. Von Beginn an waren alle unsere Bretter im "Flow" und so dauerte es auch keine zwei Stunden und wir führten mit 2:0 durch die Erfolge von Sebastian und Mario an 7&8. Auch an den anderen Brettern standen wir nirgendwo schlechter, sodass eine mögliche Verlustgefahr nicht wirklich aufkam. Mit der Führung im Rücken remisierten dann Lucas, Jens und Gerd kurz nacheinander, was uns dem Mannschaftserfolg immer näher brachte. Schließlich versenkte unser Volker mit seinem souveränen Erfolg kurz vor der Zeitkontrolle den Matchball zum Gesamtsieg. Nun ging es also nur noch um die Höhe. Dabei unterlief unserem Frank in besserer Stellung leider einzügig ein Lapsus und er musste die Segel streichen. Damit produzierte er unsere einzige Verlustpartie des Tages, da unser Bert gegen 14 Uhr seine Partie zum 5,5:2,5 Gesamtsieg nach Hause brachte. Bezüglich unserer Ambitionen sind wir also wieder voll im "Soll" auf Platz 2 punktgleich mit dem Tabellenführer.
Und auch unsere 3.Mannschaft war in der 2.Bezirksklasse auswärts gefordert beim CSC Aufbau Chemnitz III. Was eigentlich ein Match auf Augenhöhe werden sollte, wurde dann doch sehr kompliziert, da wir drei Ersatzspieler einsetzten und auch noch ein Brett freilassen mussten. Aber auch der CSC brachte 4 Ersatzleute an die Bretter, und so war Chancengleichheit wieder hergestellt. Die erste Stunde gestaltete sich ziemlich ausgeglichen an den Brettern, sodass der CSC um 10Uhr kampflos 1:0 in Führung ging. Unsere beiden Jüngsten hatten in ihren Partien durchaus ihre Chancen, müssen aber noch lernen, in kritischen Stellungen tiefer zu rechnen. Das dauert dann halt auch mal bisschen länger, aber ohne wird es nicht gehen. Gegen 11Uhr waren beide Partien leider viel zu zeitig einfach nur "platt". Halb zwölf konnte Roland mit einer souveränen Partie, in der sein Gegner die Entwicklung komplett vernachlässigte, auf 1:3 verkürzen und Hoffnung kam auf. In der Partie von Andreas war leider nicht mehr als Dauerschach zu holen, dementsprechend remis. Jetzt durften wir also maximal noch ein Remis abgeben. Und es sah nicht so schlecht aus um zwölf. Paul hatte ein Endspiel mit Springer+3 Bauern gegen Läufer+ 3 Bauern, Björn nannte eine Qualität mehr sein Eigen und der Gegner von Lutz hatte im Endspiel gepatzt. Doch es reichte nicht mehr ganz. Björn und Lutz glichen zwar aus, aber Paul konnte sein Endspiel durch den entfernten Freibauern doch nicht mehr hatten. Und so unterlagen wir etwas unglücklich 3,5:4,5, konnten aber in der Tabelle sogar um einen Platz klettern und halten uns super im Mittelfeld der Tabelle.