Herzlich Willkommen auf unserer Homepage !
7.Spieltag und erste Vorentscheidungen sind gefallen
- Details
Der 7.Spieltag brachte in der laufenden Saison die ersten Vorentscheidungen in unseren beiden Staffeln. Unsere 1.Mannschaft braucht nach einem sicheren 6:2 gegen Schach Leipzig II noch einen Mannschaftspunkt an den beiden letzten Spieltagen zum Aufstieg in die Sachsenliga, wobei die Hürden mit den Tabellenzweiten und Tabellendritten ziemlich anspruchsvoll sind. Im Gegensatz dazu hat unsere 2.Mannschaft den Aufstieg mit einer 3:5 Niederlage gegen den VSC Plauen wohl zu 99% "versemmelt".
Runde 7: Zwickauer SC gegen VfB Leipzig II
Nach unserem hart erkämpften 4:4 gegen Wilkau-Haßlau, einen direkten Konkurrenten im Kampf um den Aufstieg, ging es in unserem jüngsten Heimspiel gegen die zweite Mannschaft von VfB Leipzig. Hier waren wir zwar leicht favorisiert, doch jeder, der schon einmal einen Mannschaftskampf bestritten hat, weiß: Auch nominell schwächere Teams muss man erst einmal schlagen. Genau diese Ausgangslage führte dazu, dass wir von Beginn an besonders fokussiert ins Rennen gingen, in voller Stammaufstellung und fest entschlossen, die Chance auf einen wichtigen Sieg nicht leichtfertig herzugeben.
Unsere Aufstellung
Brett 1: Bernd (Schwarz)
Brett 2: Stefan (Weiß)
Brett 3: Markus (ich selbst, Schwarz)
Brett 4: Migu (Weiß)
Brett 5: Frank (Schwarz)
Brett 6: Kevin (Weiß)
Brett 7: Kai (Schwarz)
Brett 8: Schöni (Weiß)
Die Eröffnungsphase
Die Partien waren von Beginn an eher zäh. Niemand sah danach aus, als würde er schon in der Eröffnung ein hohes Risiko eingehen. Stattdessen entstanden solide Stellungen, teils leicht abweichende Varianten, aber keine allzu wilden Experimente.
Eine Ausnahme war gewissermaßen Kevin an Brett 6, zumindest in puncto Spielanlage – jedoch nicht, weil er riskant spielte, sondern im Gegenteil, weil er ungewöhnlich kontrolliert und geduldig agierte. Wer ihn kennt, weiß, dass er gerne auch mal ein paar abenteuerlichere Züge wagt, wenn sich eine taktische Möglichkeit bietet. Diesmal aber wirkte er eher so, als habe er das große Ganze im Blick: solide Punkteausbeute für das Team, kein unnötiges Risiko.
Die ersten Entscheidungen
Umso überraschender war die Szene, die sich an Brett 4 bei Migu abspielte. Normalerweise ist er für kreative Ideen bekannt – doch was er sich dieses Mal in der Eröffnung leistete, war … naja – wenn man es so will, war es schon sehr kreativ … Schon recht früh ließ er ein ziemlich offensichtliches Turmopfer zu. Ein einziger unbedachter Zug, und plötzlich stand Migu mit dem Rücken zur Wand. Sein Gegner konnte im Grunde frei wählen, ob er mit Dauerschach abwickelt oder in einen hochgefährlichen Angriff mit Dame gegen zwei Türme übergeht.
Als ich (Markus) zwischen meinen eigenen Zügen kurz frische Luft schnappte, traf ich Migu draußen im Gang. Er feixte und war gleichzeitig fassungslos über den Patzer, den er sich geleistet hatte. Dankenswerterweise ging sein Kontrahent nicht aufs Ganze und begnügte sich mit dem Remis. So konnte Migu das Brett zwar mit leicht zittrigen Knien verlassen, aber immerhin mit einem halben Punkt.
Diese Stellung war für meine Begriffe recht einfach spielbar für Weiß … man müsste jetzt so primitive Züge wie g3 finden, weil der Gegner eine konkrete Drohung hat. Migu fand stattdessen 17. … a5! … und nach 18. Kxg2 Dg4+ 19. Kh1 Df3+ 20. Kg1 d5 durfte er seine Dame abgeben. Immerhin gegen zwei Türme.
Migus Gegner erzwang hier Remis … Und ich wir geben gerne zu, dass Migu schon deutlich schlechtere Stellungen noch gewonnen hat. Aber hier hätte Schwarz wohl weiterspielen sollen, denn irgendwo müssen die Brettpunkte ja herkommen.
Kurz darauf ging auch die Partie von Frank an Brett 5 mit einem Remis zu Ende. Bei ihm war es ein eher gleichmäßiger Verlauf. Zwar könnte man in einer detaillierten Analyse noch diskutieren, ob der Leipziger an manchen Stellen Chancen auf mehr hatte, doch letztlich zog sich das Spiel ohne große Ausschläge dahin, bis man sich auf die Punkteteilung einigte. So stand es relativ früh 1:1.
Doch wer dachte, damit sei schon ein Trend abzulesen, sollte sich gewaltig täuschen.
Eindrücke von den übrigen Brettern
An den meisten anderen Brettern blieben schnelle Entscheidungen zunächst aus. Besonders vielversprechend wirkte die Stellung von Bernd an Brett 1, der mit Schwarz eine überraschend souveräne Partie ablieferte. Jedes Mal, wenn ich einen Blick auf seine Stellung warf, hatte ich das Gefühl, er dränge seinen Gegner Schritt für Schritt in unangenehme Positionen.
Auch Kai und Schöni spielten jeweils recht ausgeglichen, wobei beide Partien noch keine deutliche Richtung erkennen ließen … mit dem Caveat, dass ich Schöni kenne. Ich weiß, welche Stellungen er gut spielt …
Mitten in diesem taktischen Abwarten stieg aber die Spannung; es war allen Beteiligten klar, dass sich diese Begegnung erst in den späteren Phasen entscheiden würde, wo Zeitnot und Nervenstärke häufig eine zentrale Rolle spielen.
Der Showdown rückt näher
Als das Spiel an jedem Brett fortschritt, kam die Zeitkontrolle um den 40. Zug immer näher. Die Atmosphäre im Raum änderte sich spürbar: Die Blicke wurden ernster, die Pausen zwischen den Zügen kürzer. Dieser Moment gehört zu den aufregendsten im Mannschaftsschach, denn es geht nicht nur um die eigene Partie, sondern um den gemeinsamen Erfolg. Ein Fehltritt in Zeitnot kann nicht nur die Partie eines Einzelnen kosten, sondern im schlimmsten Fall den gesamten Mannschaftskampf kippen.
Mit dem Zwischenstand von 1:1 und noch sechs offenen Duellen konnten wir uns nichts auf den ersten beiden Remis ausruhen. Jeder einzelne halbe Punkt würde am Ende entscheidend sein. Genau das machte diese Situation so reizvoll und zugleich nervenaufreibend: Nicht nur wollten wir unsere Favoritenrolle bestätigen, wir wussten auch, dass uns jeder Ausrutscher hart treffen konnte.
Die Zeitnot-Phase bricht an
In der typischen Hektik kurz vor dem 40. Zug wurde es an allen Brettern plötzlich hochspannend. Die Minuten rannen nur so von den Uhren, und kaum jemand hatte Zeit, sich noch groß umzuschauen. Jeder hatte sein eigenes Brett im Fokus.
Dramatischer Moment an Brett 2
Stefan war der Erste, der von dieser Phase profitierte. Sein Gegner hatte eine derart zweifelhafte Entscheidung getroffen, dass Stefan im Grunde einen unwiderstehlichen Angriff geschenkt bekam. In wenigen Zügen war klar, dass sein Gegner den Königsflügel nicht mehr verteidigen konnte. Stefan gewann problemlos und sorgte für unsere Führung.
Das war die Stellung, in der Stefans Gegner aufgab. Jeder, der schon einmal Schach gespielt hat, kann sich sicher vorstellen, wie unglücklich das alles für Schwarz gelaufen sein muss …
Plötzliche Siege an Brett 6 und 8
Währenddessen kam an zwei weiteren Brettern Bewegung ins Ergebnis:
Kevin (Brett 6) verwickelte sich in eine komplizierte Stellung. Die Chancen lagen etwa zwischen 50:50 und 60:60 … Sein Gegenüber hatte sich eigentlich gut aufgebaut, fällte dann aber eine sehr verpflichtende taktische Entscheidung.
Schwarz kann in dieser Stellung einfach stehen bleiben und sich Stück für Stück verbessern – vielleicht mit g4 oder mit h5 … stattdessen warf er alle Eier in den Osterkorb – oder wie auch immer das Sprichwort heißt – und spielte das extrem waghalsige 27. … Lxb3
Das lief dann auf diese Stellung hinaus:
Viel Spaß an alle, die das bewerten wollen. Kevin behielt die Nerven … und mir fehlte ganz ehrlich jede Möglichkeit, das alles richtig einzuschätzen Aber Kevin war voll in der Partie … und dann kam das dabei heraus …
Letztlich war der schwarze Fehler wohl eher positionell. Der Läufer auf den weißen Feldern, der alle wichtigen Punkte gedeckt hatte, hatte sich für sehr interessante Komplikationen aufgegeben. Und dann geht Schwarz auf den weißen Feldern zu Grunde. Was für eine heiße Partie – aber Kevin gewann eben an dieser Stelle.
Schöni (Brett 8) hingegen hatte sich eine sehr vielversprechende Angriffsstellung erarbeitet, die nie so recht verpuffte. In der Zeitnotphase vollendete er sein Werk und sammelte damit den nächsten Sieg für unser Team ein.
Damit war plötzlich schon ein erfreulich hoher Punktestand in Sicht – auch wenn ich persönlich diese Wendungen völlig verpasst hatte.
Ein bitteres Ende an Brett 3
Ich geriet auf meinem Brett allmählich in eine kritische Lage. Ich hatte mir durch konsequent schlechte Züge eine ungünstige Stellung erspielt und mein letztes Glück in einer Abwicklung gesucht, die das Spiel wenigstens kompliziert gestaltet … leider machte mir mein Gegner einen Strich durch die Rechnung. Selbst mit nur noch wenigen Sekunden auf der Uhr fand er sämtliche Zwischenzüge, um seinen Vorteil zu behalten und schließlich zum Sieg zu führen.
Ich will gar nicht den Müll zeigen, den ich hier vorher gefunden habe, aber ich habe mich hier ernsthaft darauf verlassen, dass 27. … Dc5 reicht … denn die ungleichfarbigen Läufer gewinnt er im Leben nicht.
Er nahm die Dame, nahm den Bauern, ich nahm f5 und war der Meinung, er könnte a5 nicht mehr sinnvoll decken … aber mein Gegner fand sowohl Ta1 als auch nach Lg7 den starken Zwischenzug Ld3 -- mit nur 4 Sekunden auf der Uhr …
Das ggwp kam wirklich von Herzen, denn er hatte ALLES gefunden. Zum Glück haben meine Mannschaftskameraden vorsichtshalber gewonnen. Aber wenn ich verlieren will, dann bitte so wie in dieser Partie. Umso mehr hat es mich gefreut, dass sich Stefan endlich einmal wieder in seiner Spielstärke hatte durchsetzen können und wir uns einen Mannschaftskampf näher an unsere Aufstiegschane rückten..
Genau in diesem Moment erfuhr ich von Schöni, dass wir insgesamt schon vier Punkte auf dem Konto hatten. Das war eine große Erleichterung für mich, denn ich sah, was auf Bernds und Kais Brett noch lief
Schlussakkord an Brett 1 und 7
Bernd hatte bereits die ganze Zeit eine stark geführte Partie gezeigt. Er behielt in der hektischsten Phase des Matches die Ruhe, baute seinen positionellen Vorteil konsequent aus und fuhr einen ungefährdeten Sieg ein.
Kai musste zwischendurch mehr kämpfen. Seine Partie wogte zeitweilig hin und her, doch er behauptete schließlich einen kleinen, aber entscheidenden Vorteil, den er sicher verwertete.
In der Partie von Kai gab es viele Ups and Downs …
Als beide ihre Partien gewannen, stand am Ende ein überraschend deutliches 6:2 für uns auf dem Spielberichtsbogen – ein Ergebnis, das wir zwar erhofft, in dieser Klarheit aber nicht unbedingt erwartet hatten.
Das Saisonende naht
Plauen fuhr ein überraschendes Unentschieden ein. Mit drei Mannschaftspunkten Vorsprung bei nur noch zwei ausstehenden Runden stehen wir nun mit einer hervorragenden Ausgangslage da. Unsere Chancen auf den Aufstieg sind damit mehr als real, doch rechnerisch ist noch alles möglich. Auch wenn es nicht das wahrscheinlichste Szenario ist, existiert durchaus eine Welt, in der wir die letzten beiden Kämpfe verlieren und am Ende doch noch abgefangen werden.
Das bedeutet für uns: Wir bleiben fokussiert, nehmen die letzten Spiele ernst und geben weiter unser Bestes. Gleichzeitig können wir mit einer positiven Grundstimmung in die Schlussphase der Saison gehen. Die bisherigen Mannschaftskämpfe haben uns nicht nur gute Ergebnisse gebracht, sondern auch jede Menge Spaß gemacht. Das Gefühl, als Team gemeinsam um Punkte zu kämpfen, sich gegenseitig zu unterstützen und sich aufeinander verlassen zu können, war für uns mindestens genauso wichtig wie der Tabellenstand.
Mit dieser Einstellung schauen wir in die Zukunft.
2.Mannschaft in Runde 7
In dieser 7.Punktspielrunde hatten wir die Hoffnung, dass uns Waldkirchen Schützenhilfe leisten würde. Und wirklich, es klappte. Waldkirchen trotzte dem Spitzenreiter Aufbau Chemnitz ein 4:4 ab und wir hatten die Chance, bis auf einen Punkt ran zu rücken mit dem Spiel gegen Aufbau am letzten Spieltag im Rücken. Das Ganze hatte nur leider einen Haken, ein Sieg gegen den VSC Plauen musste her. Und da sind wir leider gescheitert. Eigentlich war der Plan "vorne halten und hinten gewinnen" und was kam raus: "hinten nicht gewonnen und vorne verloren". Der Endstand von 5:3 für Plauen wird uns aller Voraussicht nach alle Aufstiegschancen kosten. Aber was soll's, wir haben fast die gesamte Saison über unseren Verhältnissen gespielt und nächste Saison nehmen wir einen neuen Anlauf.
Bezirkseinzelmeisterschaften des Nachwuchses
- Details
Und wieder zeigt uns unser Nachwuchs, wie hoch die Latte im Verein bei der Leistung liegt. In den Winterferien stehen stets die Bezirkseinzelmeisterschaften von u8-u18 auf dem Programm. Wir hatten 3 Teilnehmer am Start und sind mit 3 Qualifikanten zu den sächsischen Einzelmeisterschaften zurückgekehrt. Glückwunsch Jungs! Einzelheiten dazu in der Nachwuchsrubrik
Spieltag Nummer 6 und noch immer sind beide Teams voll im Soll
- Details
Wilkau-Haßlau gegen Zwickauer SC – 6. Runde am 02. Februar 2025
Ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, als wir an jenem Sonntagmorgen in Wilkau-Haßlau ankamen. Der Spielsaal war uns nicht unbekannt, schließlich haben einige von uns früher selbst hier am Brett gesessen. Tatsächlich war der Running Gag an diesem Tag, dass es eigentlich „Wilkau gegen Wilkau“ heißen müsste, weil so viele unserer Spieler einst für die Gastgeber aktiv gewesen sind. Trotzdem ging der Respekt vor dem heutigen Gegner nicht verloren, denn Wilkau-Haßlau hatte in dieser Saison bereits einige beachtliche Ergebnisse eingefahren. Migu fehlte. Sein Emotional Support. Denn wer hätte nicht gerne einen Migu, der ihm beisteht?
Damit waren wir letzten Endes bei dieser Aufstellung:
1. Brett: Bernd
2. Bett: Stefan
3. Bett: Markus (euer Schreiberling)
4. Brett: Frank
5. Brett: Kevin
6. Brett: Kai
7. Brett: Schöni
8. Brett: Lucas
Die Ungewissheit wurde größer, als wir von Wilkaus Aufstellung erfuhren: Tessa, ihre Stammspielerin, war ebenfalls verhindert, doch ausgerechnet der stärkste Spieler des Vereins rückte dafür ans achte Brett nach. Diese Konstellation bedeutete, dass unser Ersatzmann Lucas ein echtes Brett-8-Monster vor sich hatte. Ich muss zugeben, dass ich mir da schon Sorgen machte, weil wir Lucas zwar sehr schätzen, er aber natürlich nicht mit solchen Gegnerschaften rechnete. Nichtsdestotrotz gingen wir es optimistisch an.
Als ich dann durch den Saal schlenderte, fiel mir gleich die konzentrierte Ruhe auf. Nur das Klappern der Figuren und das Kratzen der Stifte auf dem Partieformular waren zu hören. Die meisten Spieler schienen zu wissen, dass heute etwas auf dem Spiel stand; man hatte beinahe das Gefühl, die Anspannung in der Luft greifen zu können.
Kai sorgt für das erste Resultat
Ganz am Anfang passierte nicht viel Dramatisches, bis ich nach gut einer Stunde zu Kai an Brett 6 hinüberschaute. Ich sah eine solide Schwarzstellung mit einem recht großen Bauernzentrum, das nur etwas wacklig wirkte. Sein Gegner hatte die Chance verpasst, genau diese Struktur härter zu attackieren. Stattdessen hatten beide Seiten vorsichtig agiert und respektierten offensichtlich das Potenzial des jeweils anderen. Kai, der meist ziemlich schnell und pragmatisch entscheidet, war sichtlich zufrieden mit der Ausrichtung seiner Figuren und bot – oder nahm – ein frühes Remis an. Ich gebe zu, dass ich mir ein wenig mehr Kampfgeist gewünscht hätte, aber in einem engen Mannschaftsduell kann jeder halbe Punkt am Ende entscheidend sein. Jedenfalls stand es nun 0,5 : 0,5, und alles war offen.
Schnelles Remis auch bei Bernd
Fast zeitgleich erklärte sich auch Bernd an Brett 1 mit einem Unentschieden einverstanden. Er hatte eine geschlossene Eröffnung auf dem Brett, in der er dank der weißen Steine einen leichten Raumvorteil besaß. Leider verbrauchte er dabei unverhältnismäßig viel Zeit. Ich glaube, das zerrte an seinen Nerven. Während er noch über komplizierte strategische Nuancen grübelte, zog sein Gegner fast blitzartig. Bernd entschied sich irgendwann für den sicheren halben Punkt, zumal ein Blick auf die Uhr verriet, dass er im weiteren Verlauf eine echte Zeitnot hätte befürchten müssen. So hieß es nun schon 1:1, doch an den anderen Brettern, das spürte man, war das Feuer längst entfacht.
Stefan setzt alles auf eine Karte
Am spürbarsten loderte das Feuer an Brett 2, wo Stefan spielte. Noch bevor wir unsere Partie starteten, grinste er mich an und meinte: „Heute brennt mein Brett!“ – damit hatte er durchaus recht. Ich sah mehrmals kurz zu ihm hinüber und bemerkte, wie die Figuren auf dem Brett wild durcheinander standen: Bauern waren teilweise weit vorgerückt, die Könige wirkten beunruhigend exponiert, und auf beiden Seiten drohten scheinbar taktische Schläge. Als sein Gegner dann tatsächlich einen Turm von Stefan wegschnappte, blieb mir fast das Herz stehen. Ich hoffe immer auf eine geniale Falle oder ein verrücktes Opfer, das sich lohnt, doch Stefan begann, über 30 Minuten nachzudenken. Das ist kein gutes Zeichen. Sobald ein erfahrener Spieler derart lange grübeln muss, heißt das meist: Er hat das Problem nicht selbst vorbereitet. Dementsprechend war ich besorgt.
Mein eigenes Dilemma
Während ich mich mit meiner Partie beschäftigte, kam mein Gegner irgendwann in einem Moment, in dem Stefan gerade tief in seinen Gedanken versank, zu mir herüber und bot Remis an. Ich hatte eigentlich eine solide Stellung. Ein kleiner Vorteil schien möglich, und ich spielte mit dem Gedanken, das Angebot abzulehnen und weiter auf den vollen Punkt zu gehen. Allerdings bin ich jemand, der immer zuerst den Mannschaftsleiter befragen will, wenn es knapp sein könnte. Doch Stefan war zu diesem Zeitpunkt völlig in seine eigene, prekäre Lage vertieft; er kämpfte offenbar ums Überleben und musste rasch entscheiden, wie er den Turmverlust kompensiert. Ich sah ihn mit gerunzelter Stirn und nervösem Fußwippen am Brett sitzen. Wie hätte ich ihn da stören können? Also blieb mir nichts anderes übrig, als geduldig zu warten – und die Uhr bei mir lief mit. Zum Glück hatte ich keine großen Zeitprobleme, aber das raubt natürlich Konzentration, wenn man ständig von einem halben Auge auf die Uhr und mit dem anderen Auge zu Stefans Brett schielt.
Kevin und Schöni sorgen für Euphorie
Währenddessen vollzog sich an Brett 5 und Brett 7 Erfreuliches. Kevin spielte eine Eröffnung, in der er schnell Oberwasser bekam. Es wirkte, als habe er seinen Gegner bereits in der Eröffnungsphase in eine unangenehme Stellung manövriert. Kevin spielte das routiniert und selbstbewusst herunter, setzte immer wieder kleine Nadelstiche und baute seinen Vorteil nach und nach aus. Eine ähnliche Entwicklung zeigte sich bei Schöni: Er besitzt ein Talent dafür, den Gegner allmählich in die Enge zu treiben, ohne ihm offensive Gegenchancen zu lassen. Als ich zwischenzeitlich vorbeilief, sah ich bei Schöni einen Haufen Figuren, der größtenteils hinter seinen Bauern verstaut war – und bei seinem Gegner war es genau andersherum: Alle Figuren wirkten unkoordiniert, quasi eingeengt wie in einem Käfig. Das ließ mich sehr zuversichtlich werden. Tatsächlich konnten beide wenig später den Sack zumachen.
In dieser Stellung ließ Stephan im Grunde nichts mehr anbrennen. Wir alle spüren vielleicht, dass sie irgendwie nach einem Opfer schreit, aber das war überhaupt nicht notwendig. Schöni setzte einfach den Turm nach h1, gruppierte den Läufer nach e3 um, damit er den h-Bauern gewinnt und Schwarz konnte nicht viel mehr tun als zuzuschauen … oder aufzugeben. Für Letzteres entschied er sich auch ein paar Züge später.
Als dann verkündet wurde, dass sowohl Kevin als auch Schöni ihre Partien gewonnen hatten, stand es auf einmal 3:1 für uns. Ein Jubel ging zwar nicht ausdrücklich durch den Saal, aber man sah bei uns erleichterte, freudige Gesichter. Ich selbst überlegte, ob ich jetzt vielleicht ein wenig mehr auf Risiko spielen könnte. Allerdings blickte ich erneut zu Stefan, der noch immer in ernsten Schwierigkeiten steckte. Meine Intuition sagte mir, dass es dort bald kippen würde. Frank an Brett 4 sah ebenfalls nicht gerade glücklich aus; offenbar hatte er eine Qualität verloren, was in den meisten Fällen ein gravierender Nachteil ist. Und über Lukas am achten Brett musste man sich extra Sorgen machen, da dort ein nominell deutlich überlegener Gegner die Figuren führte.
Die Tragödie um Stefan und Frank
Es kam, wie es kommen musste: Stefan setzte letztlich alles auf eine Karte. Ich sah, wie er noch mehr Figuren ins Opferfeuer warf, in der verzweifelten Hoffnung, den König seines Gegners irgendwie zu erwischen. Aber von außen wirkte es nur wie ein unkontrolliertes Zucken. Wenig später nahm er seine Figuren vom Brett, was das rasche Ende signalisierte. Auch Frank kämpfte um jeden halben Punkt, musste aber nach einer weiteren Ungenauigkeit seine Partie ebenfalls aufgeben. Schlagartig waren wir von einem scheinbar komfortablen 3:1 auf ein 3:3 geschrumpft, und die ganze Stimmung veränderte sich.
Franks Partie war pure Tragik. Ich will nicht sagen, dass seine Stellung besonders einfach war … aber hier nahm er auf d4 und ließ einfach Dc8+ mit Turmgewinn zu. Ich muss allerdings eingestehen, dass eine gewisse Ästhetik in der Geometrie auf dem Brett lag …
Denn nach 28. Dc8+ Ke7 29. Dxg8 Txd2 30. Dg5+ f6 31. Dxd2 hat die weiße Dame eine faszinierende Rundreise auf dem Brett veranstaltet. Frank konnte hier noch auf a1 nehmen und blieb noch im Spiel … aber es war insgesamt nicht sein Tag und er verlor schließlich.
Mein Remis und die Schicksalslast auf Lucas
Bei mir hatte sich die Lage auch zugespitzt. Ich hatte kurzzeitig einen interessanten Königsangriff im Auge, aber nicht konsequent genug darauf hingearbeitet. Mein Gegner verteidigte sich unglaublich hartnäckig; selbst in Zeitnot schien er immer noch den richtigen Zug zur richtigen Zeit zu finden. Plötzlich musste ich selbst mehrere Drohungen vereiteln und einige hochpräzise Züge finden, um nicht vom kleinen Vorteil in eine Verluststellung zu rutschen. Ich sprach dann mit Stefan ab, dass ich keine ernsthafte Gewinnmöglichkeit mehr sah und bot Remis. Und da ich nicht riskieren wollte, selbst in ein schlechtes Endspiel abzudriften, nahm ich das Angebot an.
In meiner Partie bin ich zwischenzeitlich mal aufgeschreckt. Ich habe hier mit Td6 die Dame angegriffen … dann fiel mir auf, dass mein Gegner hier die Idee hat, a5 zu spielen: Ich nehme auf e6, er nimmt auf b4 und ich habe kein gutes Feld für meinen Turm. Auf Td6 käme beispielsweise Se4.
Ich hätte mit Txf6 die Qualität geben müssen. Allerdings nehme ich dann auch auf b4 und glätte meine Bauern, habe sogar einen Bauern mehr. Vielleicht hätte man daraus mehr Gewinnchancen generieren können als aus dem, was in der Partie kam. Mein Gegner sah die Gelegenheit nicht und verteidigte die Stellung einfach so, wie sie war, hartnäckig weiter. Vielleicht war das sogar das Beste für ihn. Denn realistische Gewinnwege habe ich keine gefunden.
Jetzt war der Zwischenstand 3,5 : 3,5. Wir warfen alle unsere Blicke in Richtung Brett 8, wo Lucas am Zug war. Nicht nur stand er nominell gegen Wilkaus besten Spieler am Brett, er hatte auch noch einen Bauern weniger. Auf dem Papier war das also so gut wie verloren. Trotzdem merkte man: Lucas spielte diesmal mit einer bemerkenswerten Ruhe. Er nahm sich für jeden Zug die nötige Zeit, rechnete mit kühlem Kopf und ließ sich nicht durch Störgeräusche oder unsere Blicke beirren.
Lucas’ Abwehrschlacht
Die Partie zog sich hin, als wären wir in einem dramaturgischen Finale. Jeder wusste, dass Lucas der entscheidende Faktor in diesem Mannschaftskampf war. Wenn er verliert, gehen wir mit leeren Händen nach Hause; wenn er hält, haben wir das Unentschieden. Während ich ab und zu aufstand und durchs Spiellokal ging, bemerkte ich, wie auch Spieler anderer Bretter (alle schon fertig) sich neugierig um Lucas’ Tisch drängten. Denn sein Gegner zog alle Register: Versuchte, mit Läuferumgruppierungen einen Durchbruch zu erzwingen, opferte vielleicht einmal einen Bauern, um in ein günstiges Bauernendspiel abzuwickeln, versuchte, mit Schachgeboten Unordnung in Lucas’ Stellung zu bringen – doch nichts verfang. Lucas blieb gelassen. Immer wieder schrieb er die Züge sorgfältig auf, blickte kurz aufs Brett, schüttelte entweder ganz leicht den Kopf oder führte genau den Gegenzug aus, der den Druck entschärfte.
Das ist Lucas‘ Stellung nach Zug 60. Wer sich mal richtig quälen will, der lässt sich mal fast 50 Züge lang in dieser Stellung bearbeiten. Sie ist Remis, und Lucas hielt sie auch. Großes Lob an ihn an dieser Stelle – aber schön ist was anderes ;)
Als ich auf die Mitschrift schaute, sah ich, dass wir schon jenseits der 70. Zugmarke angekommen waren. Man konnte das Knistern der Spannung buchstäblich spüren, während Lucas’ Gegner verzweifelt nach dem einen entscheidenden Hebel suchte. Dann, gegen Zug 78, passierte das große Aufatmen: Seine Stellung war so festgefahren, dass jeder Versuch, den Mehrbauern durchzubringen, nur ins Leere lief. Widerwillig sah Wilkaus Brett-8-Spieler ein, dass hier nichts mehr zu holen war, und willigte ins Remis ein.
Der erlösende Teamjubel
Mit diesem halben Punkt stand unser 4:4-Unentschieden fest. Wir waren erleichtert und tatsächlich auch ein wenig stolz, denn Lucas hatte uns gerettet. Wenn einer mit Minusbauer in ein Endspiel geht, noch dazu gegen einen so starken Gegner, rechnet man nicht unbedingt damit, dass er unser ganzes Match sichert. Aber genau das ist passiert – Lucas war der Held des Tages.
So traten wir also mit einem 4:4 im Gepäck die Heimreise an. Es war ein Gefühlsmix aus Erleichterung und ein wenig Enttäuschung, dass wir eine zwischenzeitlich komfortable Führung nicht ins Ziel retten konnten. Dennoch ist ein Mannschaftsremis gegen dieses Wilkau-Team keineswegs ein schlechter Tag. Ich bin sicher, mit Migu an Bord und einem Tick mehr Konsequenz im Angriff werden wir in den nächsten Runden wieder an unsere Stärken anknüpfen und vielleicht auch einmal ein enges Match für uns entscheiden. Aber vielleicht hat Migu für Lucas ja auch genau den Emotional Support hinterlassen, den es brauchte? Wer weiß.
Fazit
Dieser sechste Spieltag war alles andere als langweilig. Er hatte schnelle Remis, taktische Feuerwerke, Turmeinsteller, drückende Vorteile, ein episches Endspiel und vor allem eine gehörige Portion Nervenkitzel zu bieten. Wir nehmen diesen einen Punkt mit und danken unserem Ersatzmann Lucas, dem wir unser finales Unentschieden an diesem Tag ganz besonders verdanken.
Für alle lesefreudigen Schachfreunde, die sich tatsächlich meine Berichte durchlesen: Es tut mir leid, dass der Bericht diesmal so spät kam. Ich stieg im Grunde nach dem Punktspiel ins Bett und stand vor verschiedenen Krankheiten 2 Wochen lang kaum mehr auf. Und das war mehr als nur ein Männerschnupfen. Ich hoffe allerdings, dass ich die Phase, in der es mir richtig schlecht ging, genau so gelegt habe, dass ich zum nächsten Punktspiel wieder fit bin. Am 9. März empfangen wir die Schachfreunde vom VfB Leipzig. Wir freuen uns auf unsere Gäste – nur die Punkte dürften sie gerne bei uns lassen. Schauen wir, was wird!
Das Gastspiel von Team 2 in Chemnitz bei IFA
Unser Gastspiel letzten Sonntag bei IFA in Chemnitz sollte nominell eine Angelegenheit auf Augenhöhe werden, doch wir konnten uns eigentlich keinen Ausrutscher erlauben, wollten wir am Tabellenführer dran bleiben. Entsprechend vorsichtig wurden alle Partien angelegt. Gegen 11 Uhr zeichnete sich Vorteil ab an unseren Brettern 1 und 5, alle anderen standen nah an der Remisbreite. Und so einigten sich folgerichtig Dietmar, Tilo und Jens bis um 12 in ausgeglichenen Stellungen auf remis mit ihren Gegnern. Bert's leichter Vorteil wandelte sich schlagartig in eine Gewinnstellung, als sich sein Gegner an einem vergifteten Bauern vergriff. Und so gingen wir um 12 Uhr in Führung. Gerd hatte mittlerweile 2 Bauern mehr und schien auf der Gewinnstrasse. Dies war das Zeichen für unseren Frank, ebenfalls einen halben Punkt beizusteuern. Gerd brauchte zwar noch bis eins, konnte den vollen Punkt aber sicher nach Hause bringen. Blieben noch Volker und Lutz. Volker verwaltete schon seit sicherlich 10-15 Zügen ein schwieriges Endspiel mit Minusbauer, doch da sein Gegner nur noch 10min Restbedenkzeit hatte, bot er Remis an und Volker nahm selbstverständlich zum Mannschaftserfolg an. Blieb noch Lutz, der eine Stunde zuvor eine reichliche Schrecksekunde zu überstehen hatte, als sein Gegner den Gewinn einzügig wegwarf. Und nun da der Mannschaftskampf eh verloren war, stellte auch er seine Siegbemühungen ein und wir hatten mit etwas Glück und viel Geschick den 5:3 Erfolg unter Dach und Fach. Dabei leider ein paar Brettpunkte auf den Spitzenreiter eingebüßt, aber die Saison ist noch lang.
Und auch unser Nachwuchs leistet seinen Beitrag
- Details
Zur Erfolgsbilanz des Vereins trägt auch unser Nachwuchs sehr ordentlich bei.
Sensationelles ist zu berichten!!!
Weitere Info findet man in der Nachwuchsrubrik.
5.Punktspieltag und wir haben es schon wieder getan - 2x Sieg
- Details
Zwickauer SC gegen Eiche Reichenbrand (12.01.2025)
Manchmal läuft ein Mannschaftskampf genau so, wie man es sich wünscht. Und dann gibt es Tage wie den 12. Januar 2025, an dem unser Zwickauer SC in einem regelrechten Drama gegen Eiche Reichenbrand antrat. Ohne Bernd, unseren zuverlässigen Mann am Spitzenbrett, starteten wir mit einem Handicap – ein Ausfall, der schwer wog. Wir hatten allerdings das Glück, dass auch Reichenbrand mit seiner ersten Mannschaft in der Oberliga belastet war und dort einige Spieler fehlten.
Doch trotz der Umstände waren wir motiviert und starteten mit einer Aufstellung, die immerhin viel Potenzial versprach:
-
Stefan (Schwarz)
-
Markus (Weiß)
-
Migu (Schwarz)
-
Frank (Weiß)
-
Kevin (Schwarz)
-
Kai (Weiß)
-
Schöni (Schwarz)
-
Roland (Weiß, Ersatzspieler)
Der Start: Ein vielversprechendes Bild …
Schon in der Eröffnungsphase zeigte sich, dass wir trotz der personellen Herausforderungen einiges vorhatten. Die Stellungen sahen auf vielen Brettern gut aus: Roland an Brett 8 war stark gestartet und hatte mit Weiß eine hochaktive Stellung aufgebaut. Sein Gegner schien mit der unruhigen Königsstellung in der Mitte zu kämpfen, während Rolands Figuren auf vielversprechenden Feldern standen. Auch ich (Markus) kam an Brett 2 sehr gut aus der Eröffnung und hatte bereits früh das Gefühl, dass hier mehr als nur ein Remis drin war.
An den anderen Brettern lief es ebenfalls zunächst solide. Stefan an Brett 1 hatte die Initiative übernommen, und auch die mittleren Bretter standen stabil – ein Start, der uns Hoffnung machte. Doch dann kam die Realität, wie sie eben oft im Schach ist: Der Schein kann trügen, und das tat er in diesem Fall gewaltig.
Die ersten Rückschläge: Hiobsbotschaften aus Brett 8 und 2
Der erste Rückschlag kam völlig überraschend von Roland. Seine Partie sah glänzend aus: Der König des Gegners war festgesetzt, und Roland hatte alle Trümpfe in der Hand. Doch aus einem Grund, den ich bis heute nicht nachvollziehen kann, erklärte Roland plötzlich, er habe Remis gemacht. Das war ein echter Schock für die Mannschaft – ein halber Punkt, wo ein ganzer praktisch auf dem Brett stand.
Doch es kam noch schlimmer. An meinem eigenen Brett, dem zweiten, war ich ebenfalls drauf und dran, den vollen Punkt einzufahren. Die Gewinnstellung war auf dem Brett, ich hatte sie sogar erkannt, nur leider nicht in der entscheidenden Variante, die gespielt wurde. Und obwohl ich jederzeit sicher auf Remis hätte gehen können, entschied ich mich für die schlechteste aller Möglichkeiten: Ich habe die Partie vorsichtshalber völlig versaut. Damit war meine Partie weg, und wir hatten nicht nur einen, sondern zwei sicher geglaubte Punkte verloren.
Der nächste Rückschlag ließ nicht lange auf sich warten, und diesmal traf es das Spitzenbrett. Stefan, unser erfahrener Spieler an Brett 1, hatte mit Schwarz eine Partie auf dem Brett, die kaum besser hätte laufen können. Seine Stellung war komplett gewonnen, ein Vorzeigebeispiel für die Kraft einer aktiven Figurenführung. Doch dann erkannte er die Misere, die sich auf meinem Brett darstellte und verfiel in einen Akt der Solidarität. Wahrscheinlich wollte Stefan nicht, dass ich der einzige bin, der an diesem Tag völlig dämlich verliert, sodass er seinem Gegner einzügig eine Figur überließ.
An diesem Punkt sah es für uns düster aus. Wir lagen mit 0,5:2,5 zurück, und das nach einem vielversprechenden Start. Die Stimmung war gedrückt, und die Frage, wie wir das noch drehen sollten, lag förmlich in der Luft. Doch genau hier zeigte sich, warum Migu in der Mannschaft so wertvoll ist.
Emotional Support Migu
Mit Schwarz bewies Migu, warum er nicht nur für die Moral, sondern auch für die Punkte unersetzlich ist. Seine Partie war ein Paradebeispiel für aktives Gegenspiel, und während die Stimmung an den anderen Brettern düster war, arbeitete er sich Zug um Zug zu einem klaren Vorteil. Migu ließ sich von nichts und niemandem aus der Ruhe bringen, spielte präzise und sicher – und holte den ersten vollen Punkt für uns. Genau an dem Punkt, an dem ich und alle anderen jeden emotional Support brauchen konnten …
Migu hat mit Schwarz an dieser Stelle seinen Gegner bereits in Bedrängnis gebracht, weil der weiße a-Bauer wahrscheinlich verloren geht. Sein Gegner hoffte an dieser Stelle wohl auf das Gegenspiel mit Df4, konnte seine Dame aber gerade noch so in den Fingern behalten, bevor er sie dort losließ. Eigentlich war die weiße Lage selbst mit der berührten Dame nicht komplett hoffnungslos, aber dieser Schock ließ ihn wohl den Faden verlieren. Auch, wenn er die Dame klugerweise lieber auf e1 absetzte, dauerte die Partie von hier an nicht mehr lange.
Das war der Wendepunkt. Migu brachte nicht nur uns alle wieder zum Lächeln, sondern gab auch der gesamten Mannschaft das Gefühl, dass noch nichts verloren ist. Es war, als hätten wir eine zweite Chance bekommen, und das Momentum wechselte plötzlich auf unsere Seite.
Die Solidarität an den mittleren Brettern
Nach Migus Sieg zeigten auch Frank, Kevin und Kai an den Brettern 4, 5 und 6, wie man als Team zusammenhält. Anders als Stefan drückten sie ihre Solidarität allerdings eher darin aus, dass sie vorsichtshalber ihre Partien auch gewannen. Die Kämpfe liefen fast synchron, und alle drei bewiesen Kampfgeist und Zielstrebigkeit. Es gab keine halben Sachen, keine Unsicherheiten – die Bretter wurden einfach nacheinander gewonnen. Innerhalb kurzer Zeit hatten wir den Rückstand nicht nur aufgeholt, sondern führten mit 4,5:2,5 und hatten den Mannschaftskampf in trockenen Tüchern.
Hier sehen wir Kais Endspiel, der den nächsten Sieg beisteuerte. An dieser Stelle ist das für Schwarz möglicherweise noch haltbar, aber Kais Partie wurde zu einer Lehrvorstellung dafür, warum ein Freibauer im Damenendspiel einen derart großen Vorteil darstellen kann …
… denn nicht allzu viele Züge später stand es so hier, und Schwarz gab mit einer ganzen Dame weniger schließlich auf.
Schöni macht den Sack zu
Mit einem Zwischenstand von 4,5:2,5 war der Kampf bereits entschieden. Wir hatten uns nach dem holprigen Start zurückgekämpft und lagen uneinholbar vorne. Doch eine Partie lief noch: Schöni an Brett 7 kämpfte mit Schwarz in einem ausgeglichenen Endspiel.
Die Stimmung war entspannt, denn der Druck war längst raus. Es schien niemandem mehr darum zu gehen, große Risiken einzugehen, und nach einigen weiteren Zügen entschieden sich beide Spieler friedlich, die Partie Remis zu geben. Damit war der Sack gefroren und das Endergebnis stand fest:
5:3 für unseren Zwickauer SC.
Ein Kampf mit Höhen und Tiefen
Dieser Mannschaftskampf hatte alles, was Schach spannend macht: dramatische Rückschläge, unerwartete Wendungen und ein Happy Ending, das den Teamgeist in den Vordergrund stellte. Obwohl wir zunächst hinterherliefen und klare Gewinnstellungen verschenkt haben, zeigte sich, wie wichtig Zusammenhalt und Moral in einem solchen Kampf sind. Was ein emotional Support Migu nicht so alles reißen kann …
Für mich war das Ergebnis am eigenen Brett bitter; und Stefan, der auch noch an diesem Punktspieltag Geburtstag hatte, wird wohl ebenso ein Lied davon singen können. Allerdings sind wir beide froh, dass wir, wenn wir schon Blödsinn veranstalten, genau den Moment abgepasst haben, an dem unsere restliche Mannschaft so gut spielt.
Für den Ausgang der Saison ist unsere Lage jetzt wirklich gut: 2 Mannschaftspunkte und 6 Brettpunkte Vorsprung vor Plauen 2, unserem nächsten Verfolger. Die stärksten Gegner warten auch noch auf uns – aber wir haben immerhin allen Grund zur Zuversicht, dass diese Saison vielleicht besser laufen könnte, als sich irgendjemand von uns getraut hätte vorherzusagen.
Zwickauer SC 2 gegen König Plauen 5
Im Aufstiegssinne zählte letzten Sonntag nur ein Sieg für unsere 2.Mannschaft gegen König Plauen 5, um unseren Aufstiegskonkurrenten von Aufbau Chemnitz weiter unter Druck zu setzen. Beide Teams leicht ersatzgeschwächt, sollte ein spannendes Match werden. Die erste Stunde war ja noch ziemlich ausgeglichen, wobei bereits da Gerd unangenehm stand und Mario einen Bauern eingestellt hatte. Aber ansonsten sahen die Partien ziemlich ausgeglichen oder aussichtsreich aus.
Sebastian hatte mit einem ganz jungen Sportfreund als Gegner wohl ein bisschen Glück, ließ aber nicht wirklich Diskussionen aufkommen und brachte uns kurz nach zehn in Führung. Zwischen 11 und 12 Uhr war dann die Stunde der Entscheidung und nach zwölf die ganze Spannung raus. Erst holte sich Frank den vollen Punkt in einem unwiderstehlichen Königsangriff und dann brachte Volker sein Figurenopfer gegen drei Bauern sicher nach Hausezum 3:0. Jens bekam gegen seine junge Gegnerin nicht wirklich Vorteil, aber bei diesem Spielstand war das Remis kurz vor zwölf ok. Zu unserem Glück konnte Mario seinen Bauerneinsteller mit einem energischen Königsangriff kompensieren und da sich sein Gegner dort komplett verirrte, stand plötzlich unser Mannschaftssieg schon fest. Damit war der Verlust von Gerd nach seiner wohl schlechtesten Partie der Saison nicht dramatisch. Und die beiden restlichen Bretter waren von sehr unterschiedlicher Natur. Einmal quälte unser Bert seinen Gegner in einem Endspiel mit Mehrbauern und unser Lutz wurde gequält in einem Endspiel - Schlechter Läufer gegen guter Springer. Aber wie das eben so ist, an manchen Tagen läuft es halt. Gespielt wurde bis 14 Uhr, Bert gewann und Lutz hielt das Remis fest.
Mit diesem sehr ordentlichen 6:2 Erfolg sind wir auch mit den Brettpunkten unserem Konkurrenten wieder näher auf die Pelle gerückt. Aber weiterhin zählt, wir können uns keinen weiteren Punktverlust leisten bis zum Showdown am letzten Spieltag gegen Aufbau Chemnitz.